Holger bei der Dolomitenrundfahrt
Mitte Juni verbrachten Holger mit Familie und Robert ein verlängertes Wochenende in Lienz in Österreich. Wo sonst immer Robert aufgeregt dem Rennstart von Alpenmarathons entgegen fiebert und Holger im Rennen die Flaschen reicht, ist es diesmal anders herum. Plempenmeister Holger wagte sich selber auf die Strecke der Lienzer Dolomitenrundfahrt. 110 km und 1800 Höhenmeter. Einmal um das Gebirgsmassiv der Lienzer Dolomiten. Unterstützt durch Wasserträger Robert.
Eine etwas andere Geschichte, die zeigt, das es nicht immer um Topplatzierungen und Rekorde gehen muss. Aus eigenem Antrieb persönliche Erfolge zu erzielen. Mit Spaß, Leidenschaft und im Team!
Ein Bericht, verfasst von Holger.
Zurück in Dresden setzen sich langsam die ganzen Eindrücke vom Wochenende in Lienz…
… warum schreibt der Kasper jetzt einen Bericht, werden sich einige von Euch fragen? Er ist schließlich grad mal bissl was über 100 km gefahren? Für Euch Ultramarathonösen nicht mehr als ein „Arbeitsweg hin“ bei Strava. Vielleicht hat ja trotzdem jemand Lust es zu lesen.
Nach dem „Schund 2016“ in Radstadt beim Amade Radmarathon war für mich schnell klar, dass soll mir nicht wieder passieren. Für 2017 war mit der Dolomitenrundfahrt schnell ein Ziel ausfindig gemacht. Im Herbst letzten Jahres unterhielt ich mich bei irgendeiner Ausfahrt mit Arno darüber. Er hat offensichtlich schnell erkannt, der „Typ“ hat ja mal gar keinen Plan von einer Vorbereitung auf einen Alpenmarathon. Wahrscheinlich aus Mitleid gab mir von nun an Arno wertvolle Tipps um mich gezielt auf sowas vorzubereiten.
Gewicht runter und schrubben, schrubben und nochmals schrubben.
Seit November feilte ich nun am Körpergewicht. Ausgangsbasis waren am 1.11.2016 – 105 kg. Mit etwas Disziplin, ohne auf etwas verzichten zu müssen reiste ich am 9.6.2017 mit 94,3 kg nach Lienz ab. In den Wintermonaten viel Rolle und wenn es ging draußen. (Lieber Leser, wenn ich hier von „viel“ schreibe, oder von „Form“ spreche…. Dann ist das nicht mit Euch zu vergleichen sondern auf mein Niveau bezogen).
Von Januar bis März noch an nem Kurs „Ernährung und Bewegung“ teilgenommen und es passierte was….
Die Hosen rutschten, die Niggies hingen runter und und und…
Ab März konnte ich dank Hoffie dann auch nach Wattmesser trainieren. Ich gebe zu, es ist noch etwas befremdlich für mich aber ich lerne es langsam zu verstehen.
Als sich dann im April und Mai die Sonne mehr und mehr blicken ließ, wurde das Rad zu meinem ständigen Begleiter. Arbeitswege und Wochenenderunden in einer ausgedehnteren Form als sonst bei mir.
Hin und wieder ließ ich mich auf Arnos Anraten bei einer ES- V- Tour blicken. Ich ging zwar regelmäßig bei Zeiten fliegen (hatte ich auch nicht anders erwartet), aber mit jedem mal kam ich ein Stückchen weiter mit. Auch daran kann man Fortschritte erkennen.
Ich habe mit Arno viel über Ziele für Lienz gesprochen. Mit der Zeit hat er mir verdeutlicht, dass es im Leben nicht darum geht schneller als jemand anderes zu sein. Da wird man bei Misserfolg unter Umständen schnell unzufrieden. An erster Stelle soll immer der Spaß an der Sache im Vordergrund stehen. Und so setzte ich mir Anfang des Jahres ein Ziel von max. 5 h.
Ende Mai / Anfang Juni bei einer meiner letzten Runden merkte ich, dass 4,5h bei guten Bedingungen, durchaus möglich sein könnten. Aber ich wollte auch nicht zu vermessen sein. Im Vorfeld ergab sich, dass Robert uns nach Lienz begleiten würde um sich auf das RATA vorzubereiten. Dass er mich am Renntag dann begleiten würde und mir Flaschen reichen würde, daran hatte ich nicht einmal zu träumen gewagt. Ich hätte auch von alleine niemals gefragt.
Und nun stand ich da, am 11.06. in der Startaufstellung in Lienz gemeinsam mit Opa Jens, Oma Katrin, Schwager und „SchubieDu“. Pünktlich 9:30 Uhr rollte das Feld los und ich aus dem letzten Startblock raus aus Lienz.
Raushalten aus allem und nicht in irgendwelche blinden Aktionen verwickeln lassen.
Ein großer Vordermann war schnell gefunden und so schnippste ich durchs Feld nach vorn. Auf einmal sah ich ein Elbspitze – Trikot im Feld. Das ist ja der alte Mann Na das läuft doch.
Schnell war Oberdrauburg erreicht und es ging in den ersten Anstieg. Es kam wie es kommen musste und ich es erwartete. Ruck zuck war ich der letzte in der Gruppe und kurbelte den Berg hoch. Robert wartete in einer Einfahrt auf mich und wich mir ab da nicht mehr von der Seite. Im Anstieg habe ich Pierre Bischoff überholt, nein ich hab den regelrecht „weggeschlachtet“
Gut Okay er war Pacemaker für eine Dame aus seinem Team, aber er hatte eine Startnummer und damit hab ich den weggeklatscht. Ohne zu überdrehen kam ich über den ersten Berg.
Die nun folgende Abfahrt war fix genommen, bevor es ab Kötschach dann in den Kartischer Sattel ging. Vor dem hatte ich schon Respekt mit seinen vielen Zwischenabfahrten. Aber es nützt ja nix. Wenn ich das Finishertrikot mit Stolz tragen will, muss ich da drüber. Also kurbeln, kurbeln und nochmals kurbeln. Robert hatte offensichtlich seinen Spaß wenn um ihn herum alles keucht und hechelt (ja es haben neben mir auch andere gelitten) und er dort im Standgas hochfährt.
Irgendwann hab ich dann auch keine Plempe mehr reinbekommen. Also bat ich Robert mir bei der nächsten Labe Wasser zu besorgen. Das klappte auch prompt und der Geschmack von klarem Wasser war einfach nur genial zu diesem Zeitpunkt. Kurz vor Obertillach zog es mir bei brennender Sonne und keinem Schatten dennoch den Stecker. Aber die Aussicht auf den Garmin welcher mir ein baldiges Ende des Leidens voraussagte, ließen mich weiterkurbeln.
Oben noch eine frische Flasche Plempe von Robert und es ging in die Abfahrt. Nun war das Ziel zum greifen nah. Robert meinte nur, es wird locker unter 5h. Ich hatte bewusst nie auf die Uhrzeit geschaut. Nach der letzten Labe wartete noch ein letzter Anstieg. Etwas schade dass ich die Gruppe nicht halten konnte. Vielleicht hätte man die letzten Kilometer in der Gruppe etwas schneller nehmen können. So musste leider Robert die ganze Zeit im Wind rammeln. 3 bis 4 Mann haben wir dann noch aufgerollt und mit nach Lienz gezogen. In Lienz geleitete mich Robert bis zur Einfahrt auf die Zielstraße. Auf dieser rollte ich nun über die Ziellinie.
Ausgeklickt, Garmin auf Stopp – meine Fresse was steht denn da 4:01:15. Wahnsinn, daran hatte ich im Traum nicht gedacht. Überglücklich nahm ich meine beiden Mädels in die Arme.
Opa Jens mit 3:44h und Schwager Markus 3:59h waren bereits im Ziel. SchubieDu 4:31h und Oma Katrin mit 4:59h kamen geschafft, glücklich und vor allem gesund ins Ziel.
An dieser Stelle möchte ich gern meinen beiden Mädels danken, die mich immer unterstützt haben und mir jegliche Freiheit zum Radfahren einräumen. Ihr rammelt mit mir Stundenlang über die Autobahn nur damit ich hier teilnehmen kann. Ihr seid das Beste was mir passieren konnte.
Dann ist da Arno, der mir immer mit Rat und Tat zur Seite stand und immer an mich geglaubt hat. Verfluchte Axt, der hat sogar ein Motivationsvideo am Hill of Pain für mich gedreht.
Hoffie, der meinen Bock gepimpt hat und die Schaltung eingestellt hat.
Robert, der zweifache RATA Sieger, 24h Höhenmeterweltrekordler… Der begleitet mich, reicht mir Wasser und zieht mich über die Berge. Das ist alles ohne Worte.
Ich bin für diese Unterstützung so unendlich dankbar, dass ich es hier nicht richtig in Worte fassen kann.
Und vielen lieben Dank an jeden einzelnen von Euch der hier schon Glückwunsch etc. pp drunter geschrieben hat.
Bis bald.
Euer Ultra und Plempenmeister
Holle
Danke für den Bericht
Klasse wie Ihr Euch gegenseitig unterstützt
Mensch Holle starke Leistung!!!!LG vonSille?Maxi und ich haben erstmal die kleine Runde bei der SZ mitgemacht.?
Wir sind fast alle Kasper im Vergleich zu Robert, daher ist es schön auch deinen Bericht hier zu lesen.
Congrats !
Super! Hast du fein gemacht und fein geschrieben. Bis bald mal Tino das Eisenschwein.
Tolle Sache! Ja, man kann auch stolz auf seine Leistungen sein, auch wenn die sich nicht mit Usain Bolt, Chris Froome oder Robert Petzold messen lassen können 😉