In guter Tradition wird seit Jahren die Saison der Dresdner Marathonösen am legendären Eierberg eröffnet. Über 200 flache Kilometer durch die nordsächsische und brandenburger Einöde gilt es zu meistern. Eine Landschaft, wo das Auge Abwechslung in Form von weiten Feldern, Kiefernwald und bei der Durchfahrt von tristen Dörfern geboten bekommt. Orte zwischen Riesa und Ortrand, die einzig zum schnellen Weiterfahren einladen.
Klingt nach einer nicht gerade attraktiven Runde, wäre da nicht der Eierberg bei km 190! Jener Hügel, wo es auf einmal richtig scharf geht, ganz viel Testosteron in der Luft liegt und aus der Gruppenfahrt ein zumindest für Außenstehende etwas bizarr wirkendes Rennen wird. Es geht um nichts geringeres als den prestigeträchigen Titel des Eierbergkönigs, der hier am Gipfel verliehen wird …
Die Eierbergrunde ist die erste Vorbereitungstour der Elbspitze und auch dieses Jahr sammelte sich wieder ein großes Feld von über 20 Fahrern, die sich trotz des bescheidenen Wetters in der Früh und der Startverschiebung von 8 auf 10 Uhr nicht davon abhalten ließen, 220 km unter die Räder zu nehmen. Auch einige zukünftige Petz Racing Teamfahrer und Unterstützer waren mit am Start.
Viele bekannte Gesichter standen also in freudiger Erwartung am Goldenen Reiter in Dresden und machten sich mit etwas Verspätung auf die Runde. Bis Meißen rollte das Feld harmonisch entlang der Elbe und es blieb genug Zeit für das ein oder andere Schwätzchen mit bekannten und neuen Gesichtern. Doch bald wurde das Klima rauer. Hinter Meißen drückte der Wind ordentlich von der Seite und ganz vorn wurde motiviert in die Pedale getreten und so standen nicht selten 35 km/h und mehr auf dem Tacho und öfters ertönte ein Ruf nach vorn, mit der Bitte, etwas das Tempo zu drosseln, weil es für so manchen im Feld „unangenehm“ wurde. Doch das klappte gut und geschlossen meisterten wir die ersten reichlich 100 km bis zur Pause in Bad Liebenwerda, wo nach kurzer Suche auch die passende Tankstelle gefunden wurde. Einige Dorfbewohner warteten hier schon. Sie verbringen hier wahrscheinlich jeden Sonntag und warten. Warten auf das endlich was passieren mag, sonntags in Bad Liebenwerda…
Die Flaschen wurden gefüllt, ein wenig getestet, ob sich 250g Kohlenhydratpulver auf einem Liter Wasser noch auflöst. Ja, es geht und schmeckt sogar ganz gut.
Die Sonne ließ sich nun sogar etwas blicken, die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung. Eichberg, so heißt wohl einer der härtesten Berge von Brandenburg. An die 20% Steigung hatte die steilste Rampe und wegen der sehr rutschigen Mischung aus Asphalt, Nässe und Dreck, mussten einige mit Traktionsproblemen am Hinterrad ein paar Meter schieben. Oben angekommen, hörte der Asphaltweg plötzlich auf und es wurde für einen Kilometer recht schlammig. Ein echter Frühjahrsklassiker eben. Mit einem Platten, hielt sich das Defektpech aber sehr in Grenzen und Hilde, der freigiebige Noch-Eierbergkönig, spendierte die restliche Keksmischung von der Tanke. Eine seiner letzten Amtshandlungen? Wer weiß!
Der Eierberg rückte immer näher und es wurde ruhiger in der Gruppe. Die Ruhe vor dem Sturm. An der ersten Welle hinter Großnaundorf verschärfte Hilde das Tempo und attackierte hart, aber konnte sich doch nicht absetzen. Jedes Jahr aufs neue zeigt sich, dass der Eierberg eben nicht selektiv genug ist, um entscheidend weg zu kommen. Als die Gruppe wieder zusammen lief, nutzte Friedel die Gunst der Stunde und preschte voraus. Man ließ ihn gewähren und die Favoriten blieben cool. Thomas setzte die erste Attacke, Johannes (Heidi), Hilde und Robert folgten und sprinteten an Ausreißer Friedemann vorbei. Tja, nun gab es nur noch eine 20 m Schlussrampe, die schon sehr schmerzhaft für Beine und Lunge aussah. Thomas und Robert kapitulierten und beobachteten von hinten großen Radsport. Hilde startete die Attacke, Heidi folgte erst mit Mühe, aber krallte sich am Hinterrad fest und übersprintete auf dem letzten Metern, die völlig fertige Hilde, die sich gleich in die Wiese beförderte. Stark gekämpft, aber neuer Eierbergkönig ist nun Heidi, der sich sichtlich über die Krone freute, die ihm die Ultra-Fans aus Weißig überreichten. Glückwunsch!
Nach und nach kamen auch die anderen Fahrer am Eierberg an und wegen der nahenden Dunkelheit und fehlenden Beleuchtung, galt es nicht allzu viel Zeit zu verlieren und zurück nach Dresden zu fahren.
Um die 220 km und ein reichlicher 31er Schnitt bei 950 Hm standen bei allen am Ende auf der Uhr. Der Auftakt ist gemacht, nun heißt es, weiter konzentriert zu arbeiten und auf den Frühling zu warten, der hoffentlich bald an die Türe klopft. Nach Brandenburg geht es erst in einem Jahr wieder.
Um die Runde visuell nachzuverfolgen, gibt es hier die Flybys von Strava.
Bildergalerie
Bilder von Arno und Friedel. Danke!
Sehr schöner Bericht Robert. War schön zu beobachten am Eierberg.
VG von den Ultras
Toller Bericht, hat Spaß gemacht bei Euch mitzufahren. Gerne wieder 😉
Robert von mir bekommst du für den Bericht 10.0 ?? sehr schön geschrieben!!!! Freue mich auf die Heimat Light ??????
Danke für den schönen Bericht, auch wenn es mir schwer viel, meine Entthronung hier noch einmal zu erleben. Es war eine würdige Enthauptung. Heidi wird euch ein guter König sein.
So nun weiß ich endlich was da vorne passiert ist, danke 🙂